Der Mensch und das Gesetz Gottes
Thomas von Aquin und seine Auslegungen zu den Zehn Geboten
Daß sein Denken vor allem um ethische Fragen kreist, verdankt Thomas von Aquin den Kölner Prägungen, insbesondere der Bekanntschaft mit der Nikomachischen Ethik des Aristoteles, die ihm sein Lehrer Albertus Magnus vermittelte. Doch entgegen dessen Grundansatz bei der Frage nach dem Glück rückt bei Thomas ein anderer Begriff ins Zentrum seiner praktischen Philosophie: der Begriff des Gesetzes (lex). Thomas unterscheidet verschiedene Arten des Gesetzes, durch die Gott den Menschen als vernunftbegabtes Lebewesen auf seinem Lebensweg leitet. Neben dem ewigen, dem natürlichen und dem positiven Gesetz kommt dem Gesetz des Alten und des Neuen Bundes eine hervorgehobene Bedeutung zu. Seinen summarischen Ausdruck findet es in den am Sinai geoffenbarten Zehn Geboten sowie im Doppelgebot der Liebe. Gegen Ende seines Lebens widmet Thomas dem Dekalog eine Reihe von Predigten, die ein umfassendes Bild gelingenden Lebens zeichnen und den Rahmen menschlichen Richtigseins beschreiben.