(211) So ist das Sakrament zugleich ein Gedächtnis-Zeichen dessen, was vorausgegangen, nämlich des Todesleidens Christi; ein erweisendes Zeichen dessen, was in uns durch Christi Todesleiden gewirkt ist, nämlich der Gnade; ein vorausweisendes und vorherverkündendes Zeichen der zukünftigen Herrlichkeit.
(Unde sacramentum et signum rememorativum ejus quod praecessit, scil. passionis Christi; et demonstrativum ejus quod in nobis efficitur per Christi passionem, scil. gratiae; et prognosticum, id est, praenuntiativum futurae gloriae; S.th. III 60,1 c.)
(212) Die erste und universale Ursache des Heiles der Menschen ist das fleischgewordene Wort. Es war also sinnvoll, daß sich in der Arznei, durch welche die Kraft der universalen Ursache zu den Menschen gelangt, ein Bild jener Ursache darstelle: daß nämlich in ihr die Kraft Gottes unsichtbar wirkend sei unter sichtbaren Zeichen.
(Prima ... et universalis causa humanae salutis est Verbum incarnatum. Congruum igitur fuit, ut remedia, quibus universalis causae virtus pertingit ad homines, illius causae similitudinem haberent, ut scil. in eis virtus divina invisibiliter operaretur sub visibilibus signis; S.c.G. IV 56)
(213) Weil der Tod Christi die universale Ursache des menschlichen Heiles ist, eine universale Ursache aber zu einer jeden Wirkung der Zuwendung bedarf, so war es notwendig, daß den Menschen gewisse Heilmittel dargeboten würden, durch welche ihnen die Wohltat des Todes Christi zuteil würde. Das aber sind die Sakramente der Kirche.
(Quia vero mors Christi est quasi universalis causa humanae salutis, universalem autem causam oportet applicari ad unumquemque effectum, necessarium fuit exhiberi hominibus quaedam remedia, per quae eis beneficium mortis Christi quodammodo coniungeretur. Huiusmodi autem esse dicuntur Ecclesiae sacramenta; S.c.G. IV 56)
(216) Mit Notwendigkeit ist es so, daß die das Heil bringende Kraft von der Gottheit Christi her durch seine Menschheit in die Sakramente geleitet wird.
(Oportet quod virtus salutifera a divinitate Christi per eius humanitatem in ipsa sacramenta derivetur; S.th. III 62,5 c.)
(217) Das Wort, durch das alle Sakramente ihre Wirkkraft besitzen, hatte Fleisch angenommen und war das Wort Gottes. Und wie das Fleisch Christi wegen seiner Verbundenheit mit dem Worte die werkzeugliche Kraft besessen hat, Wunder zu tun, so die Sakramente durch die Verbundenheit mit Christus, der gekreuzigt worden ist und das Leiden getragen hat.
(Verbum, per quod omnia sacramenta virtutem habent, habuit carnem et fuit Verbum Dei; et sicut caro Christi habuit virtutem instrumentalem ad faciendum miracula, propter coniunctionem ad Verbum, ita sacramenta per coniunctionem ad Christum crucifixum et passum; Q. de quol. XII 14 c.)
(218) Das Sakrament ist nichts anderes denn eine Heiligung, die dem Menschen dargeboten wird in einem sichtbaren Zeichen.
(Sacramentum ... nihil est aliud quam quaedam sanctificatio homini exhibita cum aliquo signo visibili; Super IV Sent. d. 24,1,1,3 c.)
(222) Es ist dem Menschen natürlich, daß er durch das Sinnliche zur Erkenntnis des Geistigen gelange. Ein Zeichen aber besteht dadurch, daß einer durch es zur Erkenntnis von etwas anderem gelange. Weil daher die heiligen Dinge, die durch die Sakramente zeichenhaft bedeutet werden, geistliche und geistige Güter sind, durch die der Mensch geheiligt wird, so folgt, daß die Zeichenhaftigkeit der Sakramente sich erfülle in sinnfälligen Dingen; wie auch in der Heiligen Schrift die geistlichen Dinge uns beschrieben werden durch das Gleichnis sinnfälliger Dinge. Und so kommt es, daß zu den Sakramenten sinnfällige Dinge erforderlich sind.
(Est autem homini connaturale, ut per sensibilia perveniat in cognitionem intelligibilium. Signum autem est per quod aliquis devenit in cognitionem alterius. Unde cum res sacrae, quae per sacramenta significantur, sint quaedam spiritualia et intelligibilia bona, quibus homo sanctificatur, consequens est ut per aliquas res sensibiles significatio sacramenti impleatur; sicut etiam per similitudinem sensibilium rerum in divina Scriptura res spirituales nobis describuntur. Et inde est quod ad sacramenta requiruntur res sensibiles; S.th. III 60,4 c.)
(224) Das Sakrament verursacht durch zeichenhaftes Bedeuten.
(Sacramentum signando causat; Super IV Sent. d. 23,1,1,2 c.)
(226) Geistliche Kraft kann, was die Vernunft bestätigt, in einem körperhaften Ding nicht in der Weise einer verbleibenden und vollständigen Kraft sein. Nichts aber steht dem entgegen, daß eine geistliche Kraft auf werkzeugliche Weise in einem Körperding sei, sofern nämlich das Körperding durch ein geistiges Wesen bewegt werden kann zur Erreichung einer geistigen Wirkung; so wohnt ja auch dem sinnlich wahrnehmbaren Laut, sofern er von einem Begriff der Vernunft sich herleitet, eine geistige Kraft inne, die Erkenntnis des Menschen anzuregen. Und auf diese Weise ist in den Sakramenten geistliche Kraft, sofern sie von Gott hingeordnet sind auf eine geistliche Wirkung.
(Virtus spiritualis non potest esse in re corporea per modum virtutis permanentis et completae, sicut ratio probat. Nihil tamen prohibet in corpore esse virtutem spiritualem instrumentaliter, inquantum scil. corpus potest moveri ab aliqua substantia spirituali ad aliquem effectum spiritualem inducendum, sicut et in ipsa voce sensibili est quaedam vis spiritualis ad excitandum intellectum hominis, inquantum procedit a conceptione mentis. Et hoc modo vis spiritualis est in sacramentis, inquantum ordinantur a Deo ad effectum spiritualem; S.th. III 62,4 ad 1)
(227) Die sinnfälligen Dinge haben kraft ihrer eigenen Natur eine Eignung, geistliche Wirkungen zeichenhaft darzustellen; aber diese Eignung wird kraft göttlicher Einsetzung auf eine besondere Sinnbedeutung festgelegt. Und dies ist es, was Hugo von Sankt Viktor sagt: „Aus der Einsetzung empfängt das Sakrament seine Zeichenhaftigkeit.“
(Res sensibiles aptitudinem quamdam habent ad significandum spirituales effectus ex sui natura; sed ista aptitudo determinatur ad specialem significationem ex institutione divina. Et hoc est quod Hugo de S. Victore dicit, quod “sacramentum ex institutione significat”; S.th. III 64,2 ad 2)
(229) Durch den Hinzutritt des Wortes zum Element wird das Sakrament.
(Accedente verbo ad elementum fit sacramentum; S.th. III 66,1 ad 3)
(230) Aus Worten und Dingen wird in den Sakramenten in bestimmtem Sinne Eines, wie aus Form und Materie, sofern nämlich durch die Worte die Zeichenhaftigkeit der Dinge vollendet wird.
(Ex verbis et rebus fit quodammodo unum in sacramentis, sicut ex forma et materia, inquantum scil. per verba perficitur significatio rerum; S.th. III 60,6 ad 2)
(232) Die Worte, welche als Form der Sakramente gesprochen werden, werden nicht allein um ihrer Zeichenhaftigkeit willen gesprochen, sondern auch um ihrer Wirkung willen, sofern sie bewirkende Kraft haben von jenem Worte her, durch das alles gemacht ist. Und darum werden sie sinnvoll gerichtet nicht nur an Menschen, die sie nicht verstehen, sondern auch an die erkenntnisunfähige Kreatur, so, wenn es heißt: „Ich beschwöre dich, du Kreatur des Salzes ...“.
(Verba, quae proferuntur in formis sacramento rum, non pronuntiantur solum causa significandi, sed etiam causa efficiendi, tnquantum habent efficaciam ab illo Verbo, per quod facta sunt omnia; et ideo convenienter diriguntur non solum ad homines non intelligentes, sed etiam ad creaturas insensibiles, ut cum dicitur: “Exorcizo te, creatura salis”; S.th. III 66,5 ad 3)
(234) Jenes aber, was notwendig zum Sakrament gehört, ist von Christus selbst eingesetzt worden, von ihm, welcher ist Gott und Mensch.
(Ea vero, quae sunt de necessitate sacramenti, ab ipso Christo instituta sunt, qui est Deus et homo; S.th. III 64,2 ad 1)
(235) Weil also die Heiligung des Menschen in des heiligenden Gottes Macht steht, darum ist es nicht Sache des Menschen, durch sein Urteil die Dinge auszuwählen, durch die er geheiligt werde; sondern dies muß kraft göttlicher Setzung festgelegt sein. Und darum ist es notwendig, daß man in den Sakramenten des Neuen Gesetzes, durch welche die Menschen geheiligt werden, die Dinge gebrauche, die kraft göttlicher Setzung dazu bestimmt worden sind.
(Quia ergo sanctificatio hominis est in potestate Dei sanctificantis, non pertinet ad hominem suo iudicio assumere res, quibus sanctificetur; sed hoc debet esse ex divina institutione determinatum. Et ideo in sacramenti, novae legis, quibus homines sanctificantur ... oportet uti rebus ex divina institutione determinatis; S.th. III 60,5 c.)
(241) Wenn aber der Mensch durch die Sakramente das Heil nur dann zu erlangen hoffte, wenn sie von einem guten Priester gespendet würden, so hätte das den Anschein, als setze er seine Heilshoffnung auf den Menschen. Damit wir aber die Hoffnung unseres Heiles auf Christus setzen, welcher ist Gott und Mensch, so muß man bekennen: die Sakramente bringen Heil aus der Kraft Christi, ob sie nun durch gute oder durch schlechte Priester gespendet werden.
(Si autem homo salutem consequi per sacramenta non speraret nisi a bono ministro dispensata, videretur spem suae salutis aliqualiter in homine ponere. Ut ergo spem nostrae salutis in Christo ponamus, qui est Deus et homo, confitendum est quod sacramenta sunt salutaria ex virtute Christi, sive per bonos sive per malos ministros dispensentur; S.c.G. IV 77)
(242) Was in den Sakramenten gewirkt wird, übersteigt menschliches Vermögen. Also kann niemand, ein wie guter Mensch er auch sei, die Sakramente spenden, es sei denn, er habe die Gewalt empfangen, sie zu spenden. Und also wird, wer die Gewalt empfangen, nicht durch die Sünde daran gehindert, die Sakramente zu spenden.
(Ea autem, quae in sacramentis aguntur, facultatem humanam excedunt. Ergo nullus potest sacramenta dispensare, quantumcumque sit bonus, nisi potestatem accipiat dispensandi .... Ergo nec per peccatum ille, qui potestatem accepit, impeditur, quominus sacramenta dispensare possit; S.c.G. IV 77)
(243) Die Amtsträger der Kirche wirken in den Sakramenten nicht aus eigener Kraft, sondern aus der Kraft Christi.
(Ministri autem Ecclesiae in sacramentis non agunt in virtute propria, sed in virtute Christi; S.c.G. IV 77)
(244) Für ein Werkzeug als Werkzeug, welchen Sinn und welche Kraft es auch habe, ist alles unwesentlich, was nicht notwendig zum Begriff des Werkzeugs gehört, wie etwa, ob der Leib des Arztes, das Werkzeug seiner Seele, welche die ärztliche Kunst versteht, gesund sei oder krank; und ob das Rohr, durch welches das Wasser strömt, aus Silber sei oder aus Blei. Daher vermögen die Amtsträger der Kirche die Sakramente zu spenden, auch wenn sie böse sind.
(Accidit instrumento, inquantum est instrumentum, qualemcumque formam vel virtutem habeat, praeter id quod exigitur ad rationem instrumenti; sicut quod corpus medici, quod est instrumentum animae habentis artem, sit sanum vel infirmum; et sicut quod fistula, per quam transit aqua, sit argentea vel plumbea. Unde ministri Ecclesiae possunt sacramenta conferre, etiamsi sint mali; S.th. III 64,5 c.)
(247) Die Sakramente besitzen in sich selbst eine gewisse Heiligung kraft der mystischen Weihung; und darum wird im Ausspendenden, damit er seinem Dienste entspreche, die Heiligkeit der Rechtfertigung gefordert; es handelt darum unangemessen und es sündigt, wer in der Sünde befangen zu solchem Dienst hinzutritt.
(Sacramenta in seipsis sanctificationem quamdam habent per mysticam consecrationem; et ideo praeexigitur in ministro sanctitas iustitiae, ut congruat suo ministerio; et ideo incongrue agit et peccat, si in peccato existens ad tale ministerium accedat; S.th. III 64,6 ad 1)
(249) Der Spender des Sakramentes handelt für die gesamte Kirche, deren Amtsträger er ist. In den Worten aber, die er spricht, gelangt die Absicht der Kirche zum Ausdruck, welche zur Vollendung des Sakramentes genügt - es sei denn, daß von seiten des Ausspendenden oder dessen, der das Sakrament empfängt, das Gegenteil bekundet würde.
(Minister sacramenti agit in persona totius Ecclesiae, cuius est minister; in verbis autem, quae profert, exprimitur intentio Ecclesiae, quae sufficit ad perfectionem sacramenti, nisi contrarium exterius exprimatur ex parte ministri vel recipientis sacramentum; S.th. III 64,8 ad 2)
(250) Der Segen eines sündigen Priesters ist, sofern er von ihm unwürdig gespendet wird, fluchwürdig und muß als Schmach und Lästerung, nicht aber als Gebet gelten; sofern er aber gesprochen wird von der Person Christi her, ist er heilig und wirkt Heiligung.
(Benedictio sacerdotis peccatoris, tnquantum ab ipso indigne fit, est maledictione digna et quasi infamia sive blasphemia et non oratio reputatur; inquantum autem profertur ex persona Christi, est sancta et efficax ad sanctificandum; S.th. III 82,5 ad 3)
(251) Wie zur Vollendung des Sakramentes nicht gefordert wird, daß der Ausspendende in der Liebe sei, vielmehr auch Sünder die Sakramente spenden können, so ist zur Vollendung des Sakramentes auch nicht gefordert, daß er den Glauben habe. Sondern auch der Ungläubige kann in Wahrheit ein Sakrament spenden, wofern nur das Übrige da ist, was notwendig zum Sakrament gehört.
(Sicut non requiritur ad perfectionem sacramenti, quod minister sit in caritate, sed possunt etiam peccatores sacramenta conferre ..., ita non requiritur ad perfectionem sacramenti fides eius; sed infidelis potest verum sacramentum praebere, dummodo cetera adsint, quae sunt de necessitate sacramenti; S.th. III 64,9 c.)
(254) Durch alle Sakramente wird der Mensch geheiligt, sofern Heiligkeit die Reinigung von der Sünde in sich schließt, wie sie durch die Gnade geschieht. Doch wird der Mensch durch bestimmte Sakramente, welche ein Mal einprägen, in besonderer Weise durch eine Weihung geheiligt, als ein zum göttlichen Dienste Bestellter - wie man auch sagt, daß die unbeseelten Dinge geweiht werden, sofern sie für den kultischen Gottesdienst bestimmt sind.
(Per omnia sacramenta sanctificatur homo, secundum quod sanctitas importat munditiam a peccato, quae fit per gratiam; sed specialiter per quaedam sacramenta, quae characterem imprimunt, homo sanctificatur quadam consecratione, utpote deputatus ad divinum cultum, sicut etiam res inanimatae sanctificari dicuntur, inquantum divino cultui deputantur; S.th. III 63,6 ad 2)
(255) Das sakramentliche Mal ist eine geistliche Gewalt, hingeordnet auf die Verrichtung heiliger Handlungen.
(Character est quaedam spiritualis potestas ad aliquas actiones sacras ordinata; S.th. III 72,5 c.)
(257) Die göttliche Güte verleiht denen, die ein sakramentliches Mal empfangen, die Gnade, kraft deren sie würdig das zu vollziehen vermögen, wozu sie bestellt werden.
(Divina largitas recipientibus characterem largitur gratiam, per quam digne impleant ea, ad quae deputantur; S.th. III 63,4 ad 1)
(259) Das sakramentliche Mal ist der Seele unaustilgbar eingeprägt, nicht kraft eigener Vollkommenheit, sondern kraft der Vollkommenheit des Priestertums Christi, von dem das Mal, wie eine werkzeugliche Kraft, sich herleitet.
(Character indelebiliter inest animae, non propter sui perfectionem, sed propter perfectionem sacerdotii Christi, a quo derivatur character sicut quaedam instrumentalis virtus; S.th. III 63,5 ad 1)
(262) Das sakramentliche Mal verbleibt nach diesem Leben sowohl in den Guten, zu ihrer Herrlichkeit, als auch in den Bösen, zu ihrer Schande - wie auch die Soldaten ihre militärischen Rangzeichen behalten, wenn sie den Sieg errungen haben und wenn sie besiegt sind, zur Strafe.
(Post hanc vitam remanet character et in bonis ad eorum gloriam et in malis ad eorum ignominiam, sicut etiam militaris character remanet in militibus post adeptam victoriam et in his qui sunt victi, ad poenam; S.th. III 63,5 ad 3)
Taufe
(264) Durch die Taufe werden alle Sünden ausgelöscht.
(Per baptismum omnia peccata tolluntur; S.th. III 69,1 ad 3)
(268) Der Tod Christi ist eine völlig zureichende Genugtuung gewesen für die Sünden, „nicht allein für unsere, sondern für die der ganzen Welt“, wie es heißt (1 Joh 2,2). Und darum ist dem, der getauft wird, keinerlei Genugtuung aufzuerlegen, und sei es für welche Sünden auch immer. Dies nämlich hieße dem Leiden und Sterben Christi Schmach antun.
(Mors Christi satisfactoria fuit sufficienter pro peccatis “non solum nostris, sed etiam totius mundi”, ut dicitur [1 Io 2,2]. Et ideo ei, qui baptizatur, pro quibuscumque peccatis non est aliqua satisfactio injungenda; hoc enim esset iniuriam facere passioni et morti Christi; S.th. III 68,5 c.)
(269) Die Taufe hat nicht allein reinigende, sie hat auch erleuchtende Kraft.
(Baptismus non solum habet purgativam, sed etiam illuminativam virtutem; S.th. III 67,1 ad 2)
(270) Der Lehrer erleuchtet, wenn er sein Lehramt versieht, von außen her. Gott aber erleuchtet die Getauften innerlich, ihre Herzen bereitend, die Lehre der Wahrheit aufzunehmen, gemäß dem Worte: „Es steht geschrieben bei den Propheten: alle werden Gottes Schüler sein" (Joh 6,45)·
(Doctor illuminat exterius per ministerium catecbizando; sed Deus illuminat interius baptizatos, praeparans corda eorum ad recipiendam doctrinam veritatis, secundum illud [Io 6,45]: “Est scriptum in prophetis: Erunt omnes docibiles Dei”; S.th. III 69,5 ad 2)
(272) Zur Vollendung der sakramentlichen Zeichenhaftigkeit war es notwendig, daß die Zeichenhaftigkeit der sinnfälligen Dinge festgelegt werde durch bestimmte Worte. Das Wasser nämlich kann sowohl, wegen seiner Flüssigkeit, Abwaschung bedeuten als auch, wegen seiner Kühle, Erfrischung. Wenn es aber heißt „Ich taufe dich ...“, so wird darin offenbar, daß wir in der Taufe das Wasser gebrauchen zur zeichenhaften Darstellung der geistlichen Reinigung.
(Ad perfectionem significationis sacramentalis necesse fuit, ut significatio rerum sensibilium per aliqua verba determinaretur. Aqua enim significare potest et ablutionem propter suam humiditatem et refrigerium propter suam frigiditatem; sed cum dicitur “Ego te baptizo”, manifestatur quod aqua utimur in baptismo ad significandum emundationem spiritualem; S.th. III 60,6 c.)
(273) Im Wasser aber vollendet sich die Heiligung nicht, sondern es ist in ihm nur eine werkzeugliche Kraft der Heiligung; nicht eine verbleibende, sondern eine in den Menschen einströmende, welcher der wahren Heiligung Träger ist.
(In aqua autem non perficitur sanctificatio, sed est ibi quaedam sanctificationis virtus instrumentalis, non permanens, sed fluens in hominem, qui est verae sanctificationis subiectum; S.th. III 66,1 c.)
(274) Das Wasser ist wegen seiner Durchsichtigkeit aufnahmefähig für das Licht; darum gehört das Wasser zur Taufe, sofern sie ein Sakrament des Glaubens ist.
([Aqua] sua diaphaneitate est luminis susceptiua; unde competit baptismo, inquantum est fidei sacramentum; S.th. III 66,3 c.)
(275) Kraft göttlicher Setzung ist das Wasser die eigentümliche Materie der Taufe, und dies ist sinnvoll: erstens im Hinblick auf das Wesen der Taufe, welche eine Wiedergeburt in das geistliche Leben ist - was im höchsten Maße zum Wasser stimmt. Darum sind auch die Samen, aus welchen alle Lebewesen, Pflanzen wie Tiere, entstehen, feucht und dem Wasser verwandt. Um deswillen haben einige Philosophen, wie es heißt, im Wasser den Urgrund aller Dinge erblickt.
(Ex institutione divina aqua est propria materia baptismi, et hoc convenienter. Primo quidem quantum ad ipsam rationem baptismi, qui est regeneratio in spiritualem vitam, quod maxime congruit aquae. Unde et semina, ex quibus generantur omnia viventia, scil. plantae et animalia, humida sunt et ad aquam pertinent. Propter quod quidam philosophi posuerunt aquam omnium rerum principium, sicut dicitur; S.th. III 66,3 c.)
(276) Das Wasser wird im Sakrament der Taufe gebraucht zur körperlichen Waschung, durch welche die innere Abwaschung der Sünden zeichenhaft dargestellt wird. Die Abwaschung durch das Wasser aber kann nicht allein in der Weise der Untertauchung geschehen, sondern auch in der Weise der Besprengung oder der Ausgießung. Und darum kann, wiewohl es sicherer ist, auf die Weise der Unterrauchung zu taufen (weil dies der allgemeinere Brauch ist), die Taufe dennoch auch vollzogen werden auf die Weise der Besprengung oder auch auf die Weise der Ausgießung ... In der Untertauchung stellt sich ausdrücklicher dar das Bild des Begräbnisses Christi. Und darum ist diese Weise des Taufens allgemeiner und mehr zu loben. In der anderen Weise des Taufens jedoch stellt es sich auch in irgendwelcher Weise, freilich nicht so ausdrücklich, dar; denn wie immer die Abwaschung geschehe, der Leib des Menschen oder ein Teil davon wird dabei unter dem Wasser sein, so wie der Leib Christi unter die Erde gelegt worden ist.
(Aqua assumitur in sacramento baptismi ad usum ablutionis corporalis, per quam significatur interior ablutio peccatorum. Ablutio autem fieri potest per aquam, non solum per modum immersionis, sed etiam per modum aspersionis vel effusionis. Et ideo, quamvis tutius sit baptizare per modum immersionis [quia hoc habet communior usus], potest tamen fieri baptismus per modum aspersionis vel etiam per modum effusionis .... In immersione expressius repraesentatur figura sepulturae Christi; et ideo hic modus baptizandi est communior et laudabilior. Sed in aliis modis baptizandi repraesentatur aliquo modo, licet non ita expresse; nam quocumque modo fiat ablutio, corpus hominis vel aliqua pars ejus aquae supponitur, sicut corpus Christi sub terra fuit positum; S.th. III 66,7 ad 2)
(277) Das Leiden, das einer für Christus auf sich nimmt, gewinnt die Wirkkraft der Taufe. Und darum reinigt es von aller Schuld, läßlich oder tödlich - es sei denn, der Wille werde als tathaft der Sünde anhangend befunden.
(Passio pro Christo suscepta ... obtinet vim baptismi; et ideo purgat ab omni culpa et veniali et mortali, nisi actualiter voluntatem peccato invenerit inhaerentem; S.th. III 87,1 ad 2)
(281) Christus ist nicht getauft worden, daß er abgewaschen werde, sondern daß er abwasche.
(Christus non fuit baptizatus, ut ablueretur, sed ut ablueret; S.th. III 39,1 ad 1)
Firmung
(283) Die Firmung verhält sich zur Taufe so wie das Wachstum zur Geburt.
(Ita se habet confirmatio ad baptismum, sicut augmentum ad generationem; S.th. III 72,6 c.)
(284) In der Firmung erlangt der Mensch das Vollalter des geistlichen Lebens.
(In confirmatione autem homo accipit quasi quamdam perfectam aetatem spiritualis vitae; S.th. III 72,1 c.)
(285) Das Mal der Firmung ist ein Unterscheidungszeichen, nicht zur Unterscheidung der Ungläubigen von den Gläubigen, sondern der geistlich Vorangeschrittenen von denen, zu welchen gesagt wird: „Wie neugeborene Kindlein ..." (1 Petr 2,2).
(Character confirmationis est signum distinctivum, non infidelium a fidelibus, sed spiritualiter provectorum ab his, quibus dicitur [1 Petr 2,2]: “Sicut modo geniti infantes ...”; S.th. III, 72,5 ad 1)
(286) Alle Sakramente sind eine Art Glaubens-Bekenntnis. Wie also der Getaufte die geistliche Gewalt erlangt, den Glauben durch den Empfang der anderen Sakramente zu bekennen, so empfängt der Gefirmte die Gewalt, den Glauben an Christus öffentlich und sozusagen auf Grund einer Amtsverpflichtung mit Worten zu bekennen.
(Omnia sacramenta sunt quaedam fidei prote stationes. Sicut igitur baptizatus accipit potestatem spiritualem ad protestandam fidem per susceptionem aliorum sacramentorum, ita confirmatus accipit potestatem publice fidem Christi verbis profitendi, quasi ex officio; S.th. III, 72,5 ad 2)
(289) Die Firmung geschieht dazu, daß der Mensch in eine bestimmte Vollkommenheit gesetzt werde, da sie gespendet wird zur Kräftigung durch den Heiligen Geist, auf daß der Mensch durch sie tapfer und stark werde, den Glauben zu bekennen und zu verkünden, selbst vor Königen und Fürsten. Darum auch wird die Firmung an der Stirn gespendet, daß der Mensch nicht in Verwirrung gerate noch erschrecke, den Glauben vor jedermann zu verkündigen und zu verteidigen.
(Confirmatio ad hoc fit, ut homo in quadam perfectione constituatur, cum detur ad robur Spiritus Sancti, ut scil. homo ex hoc fiat fortis et robustus ad confitendum et proponendum fidem coram regibus et principibus; unde et propter hoc fit in fronte, ut non pertimescat nec confundatur proponere fidem coram omnibus et defendere; Q. de quol. XI 7 c.)
(290) Das Sakrament des Herrenmahles, durch das der Mensch in sich selbst gestärkt wird, hat Bezug auf das Herz, gemäß dem Worte: „Das Brot mag stärken des Menschen Herz“ (Ps 103,14). Das Sakrament der Firmung aber ist erfordert als zeichenhafte Darstellung der Tapferkeit gegenüber anderen. Und darum wird es an der Stirn gespendet.
(Sacramentum Eucharistiae, quo homo in seipso confirmatur, pertinet ad cor, secundum illud [Ps 103,14]: “Panis cor hominis confirmat”; sed sacramentum confirmationis requiritur in signum fortitudinis ad alios, et ideo exhibetur in fronte; S.th. III 72,9 ad 2)
(291) Christus hat dieses Sakrament nicht durch Spendung, sondern durch Verheißung eingesetzt, gemäß dem Worte: „Wenn ich nicht hingehe, wird der Tröster nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden“ (Joh 16,7). Dies aber deshalb, weil in diesem Sakrament die Fülle des Heiligen Geistes gespendet wird, die aber noch nicht gespendet werden sollte vor Christi Auferstehung und Himmelfahrt, gemäß dem Worte: „Der Geist war noch nicht verliehen, da Jesus noch nicht verherrlicht war“ (Joh 7,39).
(Christus instituit hoc sacramentum non exhibendo, sed promittendo, secundum illud [Io 16,7]: “Si non abiero, Paracletus non veniet ad vos; si autem abiero, mittam eum ad vos”. Et hoc ideo, quia in hoc sacramento datur plenitudo Spiritus Sancti, quae non erat danda ante Christi resurrectionem et ascensionem, secundum illud [Io 7,39]: “Nondum erat Spiritus datus, quia Iesus nondum erat glorificatus”; S.th. III 72,1 ad 1)
Herrenmahl/ Eucharistie
(294) In diesem Sakrament ist das ganze Geheimnis unseres Heiles beschlossen.
(In hoc sacramento totum mysterium nostrae salutis comprehenditur; S.th. III 83,4 c.)
(295) Durchaus notwendig ist es, daß man gemäß dem katholischen Glauben bekenne: der ganze Christus sei in diesem Sakrament.
(Omnino necesse est confiteri secundum fidem catholicam, quod totus Christus sit in hoc sacramento; S.th. III 76,1 c.)
(296) In diesem Sakrament geschieht durch Gottes Kraft dieses: die ganze Wesenheit des Brotes wird in die ganze Wesenheit des Leibes Christi und die ganze Wesenheit des Weines in die ganze Wesenheit des Blutes Christi verwandelt.
(Hoc agitur divina virtute in hoc sacramento: ... tota substantia panis convertitur in totam substantiam corporis Christi et tota substantia vini in totam substantiam sanguinis Christi; S.th. III 75,4 c.)
(297) In den übrigen Sakramenten besteht die Heiligung der Materie bloß in einer Weihung, aus welcher die geweihte Materie, wie ein Werkzeug, eine gewisse geistliche Kraft empfangt; die von dem Ausspendenden her, der ein beseeltes Werkzeug ist, auch zu den unbeseelten Werkzeugen vorzudringen vermag, In diesem Sakrament aber besteht die Heiligung der Materie in einer wunderbaren Verwandlung des Wesens, die nur durch Gott selbst vollbracht werden kann.
(In aliis sacramentis consecratio materiae consistit solum in quadam benedictione, ex qua materia consecrata accipit instrumentaliter quamdam spiritualem virtutem, quae per ministrum, qui est instrumentum animatum, potest ad instrumenta inanimata procedere; sed in hoc sacramento consecratio materiae consistit in quadam miraculosa conversione substantiae, quae a solo Deo perfici potest; S.th. III 78,1 c.)
(299) Die formgebenden Worte werden bei den anderen Sakramenten von der Person des Ausspendenden her gesprochen ... Die formgebenden Worte dieses Sakramentes aber werden gesprochen von der Person Christi selbst her, der spricht. Dadurch wird zu verstehen gegeben, daß der Ausspendende in der Vollbringung dieses Sakramentes nichts wirkt, außer daß er die Worte Christi ausspricht.
(Formae aliorum sacramentorum proferuntur ex persona ministri .... Sed forma huius sacramenti profertur quasi ex persona ipsius Christi loquentis, ut detur intelligi quod minister in perfectione huius sacramenti nihil agit, nisi quod profert verba Christi; S.th. III 78,1 c.)
(300) In den anderen Sakramenten ist nicht, wie in diesem Sakrament, Christus selbst seinshaft gegenwärtig. Darum verbleibt in den anderen Sakramenten die Wesenheit der Materie, nicht aber in diesem Sakrament.
(In aliis sacramentis non est ipse Christus realiter, sicut in hoc sacramento [Eucharistiae]; et ideo in aliis sacramentis manet substantia materiae, non autem in isto; S.th. III 75,2 ad 2)
(301) Daß in diesem Sakrament der wahre Leib und das wahre Blut Christi Wirklichkeit sei - das kann weder durch die Sinne noch durch die Vernunft erfaßt werden, sondern einzig durch den Glauben, der sich stützt auf die Autorität Gottes.
(Verum corpus Christi et sanguinem esse in hoc sacramento, neque sensu neque intellectu deprehendi potest, sed sola fide, quae auctoritati divinae innititur; S.th. III 75,1 c.)
(302) Es ist in diesem Sakrament keine Täuschung. Denn die äußere Gestalt, über welche die Sinne urteilen, ist hier in wahrer Wirklichkeit da; der Geist aber, dessen eigentlicher Gegenstand das Wesen ist, wird durch den Glauben vor Täuschung bewahrt.
(In hoc sacramento nulla est deceptio; sunt enim ibi secundum rei veritatem accidentia, quae sensibus diiudicantur. Intellectus autem, cuius est proprium objectum substantia ... per fidem a deceptione praeservatur; S.th. III 75,5 ad 2)
(304) Dieses ist der Unterschied zwischen der leiblichen Speise und der geistlichen: die leibliche Speise wandelt sich in das Wesen dessen, den sie nährt; die geistliche Speise aber verwandelt den Menschen in sich selbst.
(Haec est differentia inter alimentum corporale et spirituale, quod alimentum corporale convertitur in substantiam eius, qui nutritur .... Sed alimentum spirituale convertit hominem in seipsum; S.th. III 79,5 ad 1)
(306) Jegliche Wirkung, welche leibliche Speise und Trank tut im Hinblick auf des Leibes Leben, daß sie nämlich erhält, wachsen macht, wiederherstellt und erfreut - alles das wirkt dieses Sakrament für das geistliche Leben.
(Omnem effectum, quem cibus et potus materialis facit quantum ad vitam corporalem, quod scil. sustentat, auget, reparat et delectat, hoc totum facit hoc sacramentum quantum ad vitam spiritualem; S.th. III 79,1 c.)
(310) Daß wir Christus genießen in diesem Sakrament, ist, wie auf sein Ziel, bezogen auf das Genießen in der Himmelsheimat, so wie die Engel seiner genießen. Und weil das, was zum Ziele dient, vom Ziele sich herleitet, darum leitet sich das Genießen Christi, in welchem wir ihn sakramentlich empfangen, in gewissem Sinne her von jener Speisung, durch welche die Engel Christus genießen in der Himmelsheimat. Und darum sagt man, der Mensch esse das Brot der Engel, weil es erstlich und zuvor den Engeln zukommt, daß sie seiner genießen in seiner eigenen Gestalt; an zweiter Stelle aber kommt es den Menschen zu, Christus im Sakrament zu empfangen.
(Sumptio Christi sub hoc sacramento ordinatur, sicut ad finem, ad fruitionem patriae, eo modo quo angeli fruuntur; et quia ea, quae sunt ad finem, derivantur a fine, inde est quod ista manducatio Christi, qua eum sumimus sub sacramento, quodammodo derivatur ab illa manducatione, qua angeli fruuntur Christo in patria. Et ideo dicitur homo manducare panem angelorum, quia primo et principaliter est angelorum, qui eo fruuntur in specie propria; secundario autem est hominum, qui Christum sub sacramento accipiunt; S.th. III 80,2 ad 1)
(311) Jedes der beiden Sakramente, Taufe wie Herrenmahl, stellt den Tod und das Leiden des Herrn dar, jedoch jedes auf andere Weise. Denn in der Taufe wird des Todes Christi gedacht, sofern der Mensch mit Christus stirbt, um in ein neues Leben wiedergeboren zu werden. Im Sakrament des Herrenmahles aber wird des Todes Christi gedacht, sofern Christus selbst, der das Todesleiden getragen hat, uns dargeboten wird als ein österliches Mahl, gemäß jenem Worte: „Unser Osterlamm ist geschlachtet, Christus; so laßt uns Mahl halten“ (1 Kor 5,7). Und weil der Mensch nur einmal geboren wird, viele Male aber zu Tische geht, darum wird die Taufe nur einmal gespendet, viele Male aber das Herrenmahl.
(Utrumque sacramentum, scil. baptismi et Eucharistiae, est repraesentativum dominicae mortis et passionis, aliter tamen et aliter. Nam in baptismo commemoratur mors Christi, in quantum homo Christo commoritur, ut in novam vitam regeneretur; sed in sacramento Eucharistiae commemoratur mors Christi, inquantum ipse Christus passus exhibetur nobis quasi paschale convivium, secundum illud [1 Cor 5,7]: "Pascha nostrum immolatus est Christus, itaque epulemur". Et quia homo semel nascitur, multoties autem cibatur, semel tantum datur baptismus, rnultoties autem Eucharistia; S.th. III 66,9 ad 5)
(312) Im Empfang dieses Sakramentes kann man zweierlei ins Auge fassen: das eine betrifft das Sakrament selbst, dessen Wirkkraft heilbringend ist für die Menschen; und so gesehen frommt es, daß der Mensch dieses Sakrament täglich empfange, damit er täglich seine Frucht erfahre .... Die andere Weise der Betrachtung geht vom Empfangenden aus, von dem gefordert wird, daß er mitgroßer Andacht und Ehrfurcht zu diesem Sakrament hinzutrete. Wenn darum einer sich täglich hierfür bereitet findet, so ist es zu loben, daß er das Sakrament täglich empfange. Weil aber bei den meisten Menschen dieser Andacht mannigfache und zahlreiche Hindernisse entgegenstehen, so ist es nicht allen Menschen nutze, täglich zu diesem Sakrament hinzutreten, sondern nur so oft, als der Mensch sich dazu bereitet finden mag.
(Circa usum huius sacramenti duo possunt considerari: unum quidem ex parte ipsius sacramenti, cuius virtus est hominibus salutaris, et ideo utile est, quotidie ipsum sumere, ut homo quotidie eius fructum percipiat .... Alio modo potest considerari ex parte sumentis, in quo requiritur, ut cum magna devotione et reverentia ad hoc sacramentum accedat. Et ideo si aliquis se quotidie ad hoc paratum inveniat, laudabile est quod quotidie sumat .... Sed quia multoties in pluribus hominum multa impedimenta huius devotionis occurrunt ... non est utile omnibus hominibus quotidie ad hoc sacramentum accedere; sed quotiescumque se ad illud homo invenerit praeparatum; S.th. III 80,10 c.)
(314) Die anderen Sakramente vollenden sich darin, daß die Gläubigen ihrer gebrauchen. Dieses Sakrament aber vollendet sich in der Konsekration des Herrenmahles, worin Gott das Opfer dargebracht wird.
(Alia sacramenta perficiuntur in usu fidelium ... Sed hoc sacramentum perficitur in consecratione Eucharistiae, in qua sacrificium Deo offertur; S.th. III 82,10 ad 1)
(315) Die Feier dieses Sakramentes aber ist ein darstellendes Abbild des Todesleidens Christi, das seine wahre Hinopferung ist; und so wird die Vollbringung dieses Sakramentes als Opferung Christi bezeichnet.
(Celebratio autem huius sacramenti ... imago est quaedam repraesentatiua passionis Christi, quae est vera eius immolatio. Et ideo celebratio huius sacramenti dicitur Christi immolatio; S.th. III 83,1 c.)
(317) Dieses Sakrament ist nicht allein Sakrament, sondern auch Opfer. Sofern nämlich in diesem Sakrament sich darstellt das Todesleiden Christi wodurch Christus „sich Gott als Opfergabe dargebracht hat“, wie es im Epheserbrief (5,2) heißt, verwirklicht es den Begriff des Opfers. Sofern aber in diesem Sakrament die unsichtbare Gnade unter sichtbarer Gestalt mitgeteilt wird, verwirklicht es den Begriff des Sakramentes. So ist also dieses Sakrament denen, die es empfangen, von Nutzen sowohl in der Weise des Sakramentes als auch in der Weise des Opfers, da es für alle, die es empfangen, dargebracht wird. Den anderen aber, die es nicht empfangen, ist es von Nutzen in der Weise des Opfers, sofern es um ihres Heiles willen dargebracht wird.
(Hoc sacramentum non solum est sacramentum, sed etiam sacrificium. Inquant um enim in hoc sacramento repraesentatur passio Christi, qua Christus “obtulit se hostiam Deo”, ut dicitur [Eph 5,2], habet rationem sacrificii; inquantum vero in hoc sacramento traditur invisibilis gratia sub visibili specie, habet rationem sacramenti. Sic ergo hoc sacramentum sumentibus quidem prodest et per modum sacramenti et per modum sacrificii, quia pro omnibus sumentibus offertur. Sed aliis, qui non sumunt, prodest per modum sacrificii, inquantum pro salute eorum offertur; S.th. III 79,7 c.)
(318) Unter den Dingen, die zur anbetenden Gottesverehrung gehören, scheint das Opfer etwas Besonderes zu sein. Denn die Kniebeugungen, Verneigungen und andere Bezeigungen der Verehrung können auch Menschen dargebracht werden, wiewohl in anderer Absicht als Gott. Niemand aber ist je der Meinung gewesen, ein Opfer sei einem anderen darzubringen als dem, den er für Gott hielt oder zu halten meinte. Das äußere Opfer aber ist stellvertretendes Bild des inneren wahren Opfers, in welchem des Menschen Gemüt sich selbst Gott darbringt. Es bringt aber unser Gemüt sich Gott dar als dem Urgrund seiner Erschaffung, als dem Urheber seines Wirkens, als dem Ziel seiner Glückseligkeit. Dies alles kommt jedoch einzig dem höchsten Urgrund der Dinge zu.
(Inter alia, quae ad latriam pertinent, singulare videtur esse sacrificium; nam genuflexiones, prostratione et alia hujusmodi honoris indicia etiam hominibus exhiberi possunt, licet alia intentione quam Deo; sacrificium autem nullus offerendum censuit alicui, nisi quia eum Deum aestimavit aut aestimare se finxit. Exterius autem sacrificium repraesentatiuum est interioris veri sacrificii, secundum quod mens humana seipsam Deo offert. Offert autem se mens nostra Deo, scil. quasi suae creationis principio, quasi suae operationis auctori, quasi suae beatitudinis fini, quae quidem conveniunt soli summo rerum principio; S.c.G. III 120)
(319) Es muß aber des Menschen Gemüt eingeübt werden in dem Glauben, daß es nur einen höchsten Urgrund der Dinge gibt, und zwar dadurch, daß er ihm darbringt, was sonst niemandem dargebracht wird: und dies nennen wir den Kult der Anbetung.
(Est igitur animus hominis exercitandus ad hoc, quod aestimet esse unum summum rerum principium, per hoc quod exhibeat ei quod nulli alteri exhibetur; et hoc dicimus latriae cultum; S.c.G. III 120)
(320) Das Opfer, das täglich in der Kirche dargebracht wird, ist nicht ein anderes Opfer als das, welches Christus selbst dargebracht hat.
(Sacrificium autem, quod cotidie in Ecclesia ojJertur, non est aliud a sacrificio, quod ipse Christus obtulit; S.th. III, 22,3 ad 2)
(321) Ein jeder, der dieses Sakrament empfängt, stellt eben hierdurch zeichenhaft dar, daß er mit Christus eins und seinen Gliedern eingekörpert.
(Quicumque ergo hoc sacramentum sumit, ex hoc ipso significat se esse Christo unitum et membris eius incorporatum; S.th. III 80,4 c.)
(324) Das Herrenmahl ist das Sakrament der Einheit der Kirche, welche darin beruht, daß die Vielen eins seien in Christus.
(Eucharistia est sacramentum unitatis ecclesiasticae, quae attenditur secundum hoc, quod multi sunt unum in Christo; S.th. III 82,2 ad 3)
(325) Durch die Kraft des Heiligen Geistes, der kraft der Einheit der Liebe das Gut der Glieder Christi allen einzelnen mitteilt, geschieht es, daß das persönliche Gute, das der Meßfeier eines guten Priesters innewohnt, für die anderen fruchtbar ist; das persönliche Böse aber eines einzelnen Menschen vermag dem anderen nicht zu schaden, es sei denn auf Grund eigener Zustimmung, wie Augustinus sagt.
(Per virtutem Spiritus Sancti, qui per unitatem caritatis communicat invicem bona membrorum Christi, fit quod bonum privatum, quod est in missa sacerdotis boni, est fructuosum aliis; malum autem privatum unius hominis non potest alteri nocere, nisi per aliquem consensum, ut Augustinus dicit; S.th. III 82,6 ad 3)
(328) Im Priestertum Christi kann zweierlei betrachtet werden, die Hinopferung Christi selbst und die Teilhabe an diesem Opfer. Im Hinblick auf die Hinopferung war das Priestertum Christi ausdrücklicher vorgebildet durch das Gesetzespriestertum in der Vergießung des Blutes, ausdrücklicher denn durch das Priestertum des Melchisedek, in welchem kein Blut vergossen wurde. Im Hinblick aber auf die Teilhabe an diesem Opfer und an seiner Frucht, worin vornehmlich der Vorrang des Priestertums Christi vor dem Gesetzespriestertum liegt, war es deutlicher vorgebildet im Priestertum des Melchidek, welcher Brot und Wein darbrachte; sie aber bedeuten zeichenhaft, wie Augustinus sagt, die Einheit der Kirche, die durch die Teilhabe am Opfer Christi begründet wird. Darum auch wird im Neuen Gesetze das wirkliche Opfer Christi den Gläubigen zuteilgegeben unter der Gestalt von Brot und Wein.
(In sacerdotio Christi duo possunt considerari: scil. ipsa oblatio Christi et participatio eius. - Quantum ad ipsam oblationem expressius figurabat sacerdotium Christi sacerdotium legale per sanguinis effusionem, quam sacerdotium Melchisedech, in quo sanguis non effundebatur. Sed quantum ad participationem huius sacrificii et eius effectum, in quo praecipue attenditur excellentia sacerdotii Christi ad sacerdotium legale, expressius praefigurabatur per sacerdotium Melchisedech, qui offerebat panem et vinum, significantia, ut Augustinus dicit, ecclesiasticam unionem, quam constituit participatio sacrificii Christi. Unde etiam in nova lege verum Christi sacrificium communicatur fidelibus sub specie panis et vini; S.th. III 22,6 ad 2)
(332) Die Taufe ist der Anbeginn des geistlichen Lebens und das Tor zu den Sakramenten; das Herrenmahl aber ist wie die Vollendung des geistlichen Lebens und aller Sakramente Ziel.
(Baptismus est principium spiritualis vitae et ianua sacramentorum; Eucharistia vero est quasi consummatio spiritualis vitae et omnium sacramentorum finis; S.th. III 73,3 c.)
Buß-Sakrament
(334) Gott allein spricht kraft eigener Vollmacht von der Sünde los und läßt die Sünde nach. Die Priester jedoch tun beides kraft ihres Amtes, sofern nämlich in diesem Sakrament die Worte des Priesters als Werkzeug wirken in der Kraft Gottes, wie es auch in den anderen Sakramenten ist. Denn es ist die göttliche Kraft, die innerlich wirksam ist in allen sakramentlichen Zeichen, seien es nun Dinge oder Worte.
(Solus Deus per auctoritatem et a peccato absolvit et peccatum remittit; sacerdotes tamen utrumque faciunt per ministerium, inquantum scil. verba sacerdotis in hoc sacramento instrumentaliter operantur in virtute divina, sicut etiam in aliis sacramentis, Nam virtus divina est quae interius operatur in omnibus sacramentalibus signis, sive sint res sive verba; S.th. III 84,3 ad 3)
(335) Es ist unmöglich, daß eine tathaft wirkliche Todsünde ohne Reue (poenitentia) nachgelassen werde - Reue hier als Tugend verstanden. Das Sakrament der Buße (sacramentum poenitentiae) aber vollendet sich im Dienst des Priesters, der bindet und löst. Gott kann ohne dies die Sünde nachlassen, wie Christus der Ehebrecherin (Joh 8,11) und der Sünderin (Lk 7,48) vergeben hat. Er hat ihnen aber dennoch nicht ohne die Tugend der Reue die Sünden vergeben.
(Impossibile est peccatum actuale mortale sine poenitentia remitti, loquendo de poenitentia, quae est virtus. ... Sacramentum autem poenitentiae ... perficitur per officium sacerdotis ligantis et solventis, sine quo potest Deus peccatum remittere, sicut remisit Christus mulieri adulterae, ut legitur Io 8,11, et peccatrici, ut legitur Lc 7,48, quibus tamen non remisit peccata sine virtute poenitentiae; S.th. III 86,2 c.)
(336) Es ist unmöglich, daß die eine Sünde nachgelassen werde und die andere nicht.
(Impossibile est, quod unum peccatum sine alio remittatur; S.th. III 86,3 c.)
(337) Die sakramentliche Arznei wirkt nicht allein, wenn sie in Wirklichkeit dargereicht, sondern auch wenn sie erst im Vorsatz Dasein gewonnen hat. Und so geht manchmal die Heilung der Wunde der sakramentlichen Lossprechung voraus.
(Medicina sacramentalis operatur non solum actu adhibita, sed etiam in proposito existens; et ideo quandoque sanatio vulneris praecedit sacramentalem absolutionem; Q. de quol. IV,10 ad 2)
(338) Jegliche Sünde kann in diesem Leben ausgelöscht werden durch wahre Reue.
(Omne peccatum in hac vita per poenitentiam veram deleri potest; S.th. III 86,1 c.)
(339) Weil dem Vater die Macht, dem Sohne die Weisheit und dem Heiligen Geist die Gutheit zugesprochen wird, darum ist die Sünde aus Schwachheit eine Sünde wider den Vater, die Sünde aus Unwissenheit eine Sünde wider den Sohn und die Sünde aus unbezweifelbarer Bosheit eine Sünde wider den Heiligen Geist. Weil also Unwissenheit und Schwachheit die Sünde ganz oder teilweise entschuldigt, so heißt es, daß die Sünde wider den Vater oder wider den Sohn nachgelassen werde, weil entweder gar keine Schuld oder eine herabgeminderte Schuld vorliege. Bosheit aber entschuldigt nicht nur nicht, sondern verschärft: die Sünde. Und darum wird die Sünde wider den Heiligen Geist nicht nachgelassen, weder ganz noch teilweise; denn sie schließt keinen Grund der Vergebung in sich, durch den die Schuld abgeschwächt würde. Und wenn sie zuweilen nachgelassen wird, so geschieht dies mehr durch die Barmherzigkeit des verzeihenden Gottes, der selbst unheilbare Krankheiten heilt, als deswegen, weil die Sünde in sich verzeihlich wäre.
(Quia Patri attribuitur potentia, Filio sapientia, Spiritui Sancto bonitas, peccatum ex infirmitate est peccatum in Patrem, peccatum ex ignorantia est peccatum in Filium, peccatum ex certa malitia est peccatum in Spiritum Sanctum. Quia ergo ignorantia vel infirmitas excusat peccatum vel in toto vel parte, dicunt, quod peccatum in Patrem vel in Filium remittitur, quia vel totaliter culpa caret vel culpa diminuitur; malitia vero non excusat peccatum, sed aggravat; et ideo peccatum in Spiritum Sanctum non remittitur, neque in toto neque in parte; quia non habet in se aliquam rationem veniae, per quam diminuatur culpa; et si aliquando remittatur, hoc magis est ex misericordia Dei remittentis, qui etiam morbos incurabiles curat, quam ex remissibilitate peccati; Q. de quol. II 15 c.)
(340) Die Nachlassung der Schuld ist nicht als die Frucht einzig der Tugend der Reue zu betrachten, sondern erstlicher als die des Glaubens und der Liebe.
(Remissio culpae non ponitur effectus solum paenitentiae virtutis, sed principalius fidei et caritatis; S.th. III 86, 6 ad 2)
(341) Wiewohl der Mensch im ersten Augenblick wahrer Reue die Vergebung der vergangenen Sünden erlangt, so ist es doch notwendig, daß die Reue im Menschen verbleibe, damit er nicht wiederum in die Sünde falle.
(Quamvis igitur homo in primo instanti verae paenitentiae remissionem consequatur praeteritorum peccatorum, oportet tamen in homine perseverare paenitentiam, ne iterum incidat in peccatum; S.th. III 84,8 ad 1)
(342) Die schwersten Sünden sind die, welche sich gegen die Gottheit selbst richten, wie die Sünde des Unglaubens und der Lästerung. An zweiter Stelle aber sind schwere Sünden die, welche sich gegen die Menschheit Christi richten. An dritter Stelle stehen die Sünden gegen die Sakramente, welche auf die Menschheit Christi Bezug haben. Und danach folgen die übrigen Sünden, die sich nur gegen geschaffene Wesen richten.
(Gravissima peccata sunt quae committuntur in ipsam divinitatem, sicut est peccatum infidelitatis et blasphemiae. Secundario autem sunt gravia peccata quae committuntur in humanitatem Christi .... Tertio autem loco sunt peccata, quae committuntur contra sacramenta, quae pertinent ad humanitatem Christi. Et post haec sunt alia peccata contra puras creaturas; S.th. III 80,5 c.)
(345) Dieses Sakrament ist erstlich hingeordnet auf die tödliche Sünde und danach auf die läßliche.
(Principaliter ordinatur hoc sacramentum (poenitentiae] ad mortale, et per consequens ad veniale; Super IV Sent. d. 22,2,2,3 ad 3)
(349) In der tödlichen Schuld ist beides, die Abwendung von Gott und die Hinkehr zu einem geschöpflichen Gut. Die Abwendung von Gott aber ist hier das Formgebende; die Hinkehr aber zu dem geschöpflichen Gut ist das Formempfangende (die Materie). Wenn aber das Formgebende eines Dinges wegfällt, dann wird das arthafte Wesen ausgelöscht; so wird, wenn die Vernunftbegabtheit wegfällt, das arthafte Menschenwesen ausgelöscht. Darum ist mit dem, was Nachlassung der tödlichen Schuld heißt, gegeben, daß durch die Gnade die Abwendung des Gemütes von Gott, zugleich mit der Straffälligkeit der ewigen Strafe, aufgehoben ist. Es verbleibt jedoch noch die ungeordnete Hinwendung zum geschöpflichen Gut, welcher die Straffälligkeit zeitlicher Strafen gebührt.
(Culpa mortalis utrumque habet, et aversionem a Deo et conversionem ad bonum creatum. Sed ... aversio a Deo est ibi sicut formale; conversio autem ad bonum creatum est ibi sicut materiale. Remoto autem formali cuiuscumque rei, tollitur species; sicut remoto rationali tollitur species humana. Et ideo ex hoc ipso dicitur culpa mortalis remitti, quod per gratiam tollitur aversio mentis a Deo simul cum reatu poenae aeternae; remanet tamen inordinata conversio ad bonum creatum, pro qua debetur reatus poenae temporalis; S.th. III 86,4 ad 1)
(350) Das Todesleiden Christi ist aus sich selbst hinreichend, alle Straffälligkeit - nicht nur die der ewigen, sondern auch der zeitlichen Strafe - aufzuheben; und in dem Maße, wie der Mensch teilhat an der Kraft des Todesleidens Christi, erfährt er auch die Freisprechung von der Straffälligkeit. In der Taufe aber gewinnt der Mensch gänzlichen Anteil an der Kraft des Todesleidens Christi, da er ja durch das Wasser und den Geist mit Christus mitgestorben für die Sünde und in ihm wieder erstanden ist zu neuem Leben. Und darum erlangt der Mensch in der Taufe die Freisprechung von aller und jeglicher Straffälligkeit. Im Bußsakrament aber wird ihm die Kraft des Todesleidens Christi zuteil nach dem Maße seines eigenen Tuns, welches die Materie des Bußsakramentes ist so wie das Wasser die der Taufe. Und so wird nicht sogleich durch den ersten Akt des Bußsakramentes, durch den die Schuld nachgelassen wird, auch schon die ganze Straffälligkeit ausgelöscht, sondern erst, wenn alles zum Bußsakrament gehörige Tun erfüllt ist.
(Passio Christi de se est sufficiens ad tollendum omnem reatum poenae non solum aeternae, sed etiam temporalis; et secundum modum, quo homo participat virtutem passionis Christi, percipit etiam absolutionem a reatu poenae. In baptismo autem homo participat totaliter virtutem passionis Christi, utpote per aquam et spiritum Christi commortuus peccato et in eo regeneratus ad novam vitam; et ideo in baptismo homo consequitur remissionem reatus totius poenae. In poenitentia vero consequitur virtutem passionis Christi secundum modum propriorum actuum, qui sunt materia poenitentiae, sicut aqua baptismi .... Et ideo non statim per primum actum poenitentiae, quo remittitur culpa, solvitur reatus totius poenae, sed completis omnibus poenitentiae actibus; S.th. III 86,4 ad 3)
(351) In den Sakramenten des Neuen Gesetzes ist es so, daß sie wirken, was sie zeichenhaft darstellen. Die Wirkung des Bußsakramentes aber ist die Verbergung der Sünden vor den Augen des lebendigen Gottes. Und diese Verbergung wird zeichenhaft dargestellt durch das Beichtgeheimnis. Darum wäre einer, der es offenbaren würde, ein Schänder des Heiligen, wie einer das Sakrament entweihen würde, der den Leib und das Blut Christi aus anderem als aus Brot und Wein bereiten wollte.
(Ita est in sacramentis novae legis, quod efficiunt quod figurant. Effectus autem poenitentiae est occultatio peccatorum ab oculis Dei viventis, et haec occultatio significatur per secretum confessionis. Et ideo, sicut profanaret sacramentum qui conficeret corpus et sanguinem Christi de alio quam de pane et vino, ita esset revelans sacrilegus; Q. de quol. XII 16 c.)
Letzte Ölung
(353) In der Letzten Ölung wird der Mensch bereitet, daß er unvermittelt die Herrlichkeit empfange.
(In extrema autem unctione praeparatur homo, ut recipiat immediate gloriam; S.th. III 65,1 ad 4)
(354) Die Salbung, welche in der Priesterweihe und in der Firmung geschieht, ist eine Salbung zur Weihung, durch die der Mensch bestellt wird zu einem Sakrament. Diese Salbung aber ist eine Salbung zur Heilung.
(Unctio, quae fit in ordine et confirmatione, est unctio consecrationis, qua homo deputatur ad aliquod sacramentum; sed haec [extrema] unctio est unctio medicationis; Super IV Sent. d. 23,1,2,3 ad 2)
Priesterweihe
(356) Die Propheten und Priester des Alten Bundes sind Mittler zwischen Gott und den Menschen genannt worden im Sinne des Bereitmachens und der Dienstleistung, sofern sie vorherverkündigten und vorbildeten den wahren und vollkommenen Mittler zwischen Gott und den Menschen. Die Priester des Neuen Bundes aber können Mittler zwischen Gott und den Menschen heißen, sofern sie Diener des wahren Mittlers sind, die an seiner Statt den Menschen die Sakramente des Heiles darbieten.
(Prophetae et sacerdotes Veteris Testamenti dicti sunt mediatores inter Deum et homines dispositive et ministerialiter, inquantum scil. praenuntiabant et praefigurabant verum et perfectum Dei et hominum mediatorem. Sacerdotes vero Novi Testamenti possunt dici mediatores Dei et hominum, inquantum sunt ministri veri mediatoris, vice ipsius salutaria sacramenta hominibus exhibentes; S.th. III 26, 1 ad 1)
(358) Die Priesterweihe wird nicht gespendet als Heilmittel für einen einzelnen Menschen, sondern für die ganze Kirche.
(Ordo datur non in remedium unius personae, sed totius Ecclesiae; Super IV Sent. d. 24,1,2,1 ad 1)
(359) Das Sakrament der Priesterweihe ist hingeordnet auf das Sakrament des Herrenmahles, welches das Sakrament der Sakramente ist, wie Dionysius (Areopagita) sagt. Wie nämlich der Tempel und der Altar und die Gefäße und die Gewänder, so bedürfen auch die Ämter, die auf das Herrenmahl hingeordnet sind, der Weihung: und diese Weihung ist das Sakrament der Priesterweihe.
(Ordinis sacramentum ad sacramentum Eucharistiae ordinatur, quod est sacramentum sacramentorum, ut dicit Dionysius. Sicut enim templum et altare et vasa et vestes, ita et ministeria, quae ad Eucharistiam ordinantur, consecratione indigent; et haec consecratio est ordinis sacramentum; Super IV Sent. d. 24,2,1,2 c.)
(361) Priester werden dazu geweiht, daß sie das Sakrament des Leibes Christi vollziehen.
(Sacerdotes ad hoc consecrantur, ut sacramentum corporis Christi conficiant; S.th. III 67,2 c.)
(362) Das Tun des Priesters ist zweifach: ein eigentliches und erstliches, nämlich die Konsekration des wahren Leibes Christi; und ein anderes, nachgeordnetes, nämlich die Bereitung des Volkes für den Empfang dieses Sakramentes.
(Sacerdos habet duos actus: unum principalem, scil. consecrare verum corpus Christi; alium secundarium, scil. praeparare populum ad susceptionem huius sacramenti; Super IV Sent. d. 24,3,2,1 c.)
(363) Das, was im Sakrament mitgeteilt wird, leitet sich, in den anderen Sakramenten, einzig von Gott her und nicht von dem Amtsträger, der das Sakrament spendet. Was aber in diesem Sakrament übertragen wird, nämlich die geistliche Gewalt, leitet sich, als eine weniger vollkommene Gewalt von der vollkommenen, auch von dem her, der das Sakrament spendet. Und darum beruht die Wirkkraft jener anderen Sakramente vornehmlich in der Materie, welche auf Grund der Heiligung, die sie durch den Amtsträger erfahren hat, die göttliche Kraft sowohl zeichenhaft darstellt wie auch enthält. Die Wirkkraft dieses Sakramentes aber wohnt vornehmlich bei dem, der das Sakrament ausspendet.
(Hoc quod in sacramento confertur, in aliis sacramentis derivatur tantum a Deo, non a ministro, qui sacramentum dispensat. Sed illud quod in hoc sacramento [ordinis] traditur, scil. spiritualis potestas, derivatur etiam ab eo, qui sacramentum dat, sicut potestas imperfecta a perfecta; et ideo efficacia illorum sacramentorum principaliter consistit in materia, quae virtutem divinam et significat et continet ex sanctificatione per ministerium adhibita; sed efficacia huius sacramenti principaliter residet penes eum, qui sacramentum dispensat; Super IV Sent. d. 24,1,1,5 c.)
(364) Mag einer noch so groß im Wissen und noch so groß in der Heiligkeit sein - niemand kann predigen, er sei denn gesandt von Gott oder vom Amtsträger der Kirche.
(Nullus, quantumcumque scientiae magnae vel quantumcumque sanctitatis, nisi missus a Deo vel a praelato, praedicare potest; Q. de quol. XI 27 c.)
Ehe
(365) Der Güter der Ehe, sofern sie ein Sakrament der Kirche ist, sind drei: die Kinder, die zum Dienste Gottes aufzunehmen und zu erziehen sind; die Treue, sofern ein Mann sich einer Gattin verbindet; das Sakrament, sofern die eheliche Verbindung unauflöslich ist, zum sakramentlichen Zeichen der Vereinigung Christi und der Kirche.
(Tria sunt bona matrimonii, secundum quod est Ecclesiae sacramentum; scil. proles ad cultum Dei suscipienda et educanda; fides, prout unus vir uni uxori obligatur; et sacramentum, secundum quod indivisibilitatem habet matrimonialis coniunctio, inquantum est coniunctionis Christi et Ecclesiae sacramentum; S.c.G. IV 78)
(366) Weil die Sakramente das wirken, was sie zeichenhaft bedeuten, so müssen wir glauben, daß den sich Vermählenden durch dieses Sakrament die Gnade zuteilgegeben wird, kraft deren sie zur Einheit Christi und der Kirche gehören; dies aber ist ihnen aufs höchste notwendig, damit sie den Dingen des Fleisches und der Erde auf solche Weise sich zuwenden, daß sie von Christus und der Kirche nicht getrennt werden.
(Quia sacramenta efficiunt quod figurant, credendum est quod nubentibus per hoc sacramentum gratia conferatur, per quam ad unionem Christi et Ecclesiae pertineant; quod eis maxime necessarium est, ut sic carnalibus et terrenis intendant, quod a Christo et Ecclesia non disiungantur; S.c.G. IV 78)